Denkmal des Monats

Gemeinsam für die Pauluskirche

Schüler:innen wirken am Erhalt eines Gelsenkirchener Denkmals mit

Direkt gegenüber dem Gelsenkirchener Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium liegt die denkmalgeschützte Pauluskirche in Bulmke-Hüllen. Täglich blicken die Schülerinnen und Schüler auf den bedeutenden Bau, der wie viele andere Kirchen im Ruhrgebiet keine liturgische Nutzung mehr hat. Seit 2018 beteiligt sich das Gymnasium am Prozess zur Erhaltung und Umnutzung des Baudenkmals. Im Rahmen von Workshops und Arbeitsgruppen setzen Schüler:innen sich mit der Pauluskirche auseinander, deren Schicksal auch zu ihrer künftigen Lebenswelt gehört. Ein Projekt mit Vorbildcharakter und Anlass, die Pauluskirche als Denkmal des Monats Februar 2022 vorzustellen.

Modern wiederaufgebaut

Die 1911 nach Plänen des Elberfelder Architekten Arno Eugen Fritsche erbaute und 1944 schwer geschädigte Kirche wurde nach dem Zweiten Weltkrieg nach neuen Architekturvorstellungen wiedererrichtet. Eine Wiederherstellung der ruinierten Kirche war nach Gründung eines Kirchbauvereins im Jahr 1952 kein Thema. Weil die historistische Erscheinung des Vorgängerbaus abgelehnt wurde, entstand den Absichten der Zeit entsprechend eine weitgehend eigenständige Bauform. Nur die städtebauliche Anordnung, das Volumen, die Lage von Chorraum und Eingangsbereich sowie das bossierte Natursteinmauerwerk außen wurden übernommen. Hatte der beauftragte Architekt Otto Prinz aus Gelsenkirchen in seinen ersten Entwürfen noch romanisierende Rundbogenformen vorgesehen, war er in den folgenden Jahren zugunsten einer Fassade mit hohen rechteckigen Fenstern davon abgewichen. Diese neue, moderne Auffassung spiegelt sich in der Gestaltung des großflächig durchfensterten, hellen Innenraums mit seinem rechteckigen Chorraum und den schlanken, fast filigranen Stützen wider.

Engagement für das Denkmal

1955 wurde mit den Arbeiten begonnen und 1958 konnte das neue Kirchengebäude bezogen werden. Nur sechzig Jahre später, im Jahr 2018, musste das Presbyterium nach dem Zusammenschluss der Evangelischen Kirchengemeinde Bulmke mit der Apostel-Kirchengemeinde Gelsenkirchen entscheiden, die Kirche ab 2020 nicht mehr als Gottesdienststätte zu nutzen. Zugleich unternahmen das Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium und die Kirchengemeinde einen Workshop zur Ideenfindung. Diese Zusammenarbeit hat sich seitdem etabliert. Gemeinsam sind im Kirchraum unterschiedliche Nutzungsformate erprobt worden. Die Pauluskirche wurde außerdem in das Projekt „Zukunft – Kirchen – Räume. Kirchengebäude erhalten, anpassen und umnutzen“ des Vereins Baukultur NRW e.V. aufgenommen (www.zukunft-kirchen-raeume.de).

Beispielhaftes Schulprojekt

Aktuell wirken etwa 15 Schüler:innen der 9. Klasse des Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasiums an einem interdisziplinären Projekt mit. Mit zwei Lehrkräften der Unterrichtsfächer Biochemie, Chemie und Geschichte nehmen sie experimentelle Untersuchungen vor, um die Auswirkung von Umwelteinflüssen auf das Baudenkmal zu erkennen. Dafür nutzen sie auch das Alfried Krupp-Schülerlabor der Ruhr-Universität Bochum. Außerdem sollen die Geschichte der Pauluskirche, vor allem in der Zeit des Nationalsozialismus, und die architektonische Neuorientierung nach 1945 untersucht werden.

Bei diesem beispielhaften Projekt wirken gleich mehrere Institutionen mit. Es wurde in das Schulprogramm „denkmal aktiv“ der Deutschen Stiftung Denkmalschutz aufgenommen und wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert. Die LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen hat zusammen mit der Unteren Denkmalbehörde Gelsenkirchen eine Unterrichtseinheit durchgeführt und fachdenkmalpflegerische Inhalte vermittelt.

Die Pauluskirche von Südosten. Foto: LWL/Brockmann-Peschel

Innenansicht nach Norden. Foto: LWL/Brockmann-Peschel